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Jahresbericht 2020 jugendschutz.net: Pandemie verschärft Gefahren für Kinder im Netz

Gefährliche Challenges, drastische Gewalt, Hass und Ver­schwörungs­theorien: In der Corona-Krise haben sich die Risiken für junge Menschen im Netz verschärft. Vor allem bei der Nutzung von Messengern, Sozialen Netzwerken und Onlinespielen werden Kinder und Jugendliche mit Inhalten konfrontiert, die sie gefährden oder beeinträchtigen. Werden Verstöße gegen Jugend­schutz­bestim­mungen gemeldet, reagieren viele Betreiber von Diensten unzureichend. Auch verlässliche Ansätze, die vor Interaktionsrisiken schützen, sind Mangelware. Dies zeigt der aktuelle Jahresbericht von jugendschutz.net.

"Die Pandemie hat dazu geführt, dass Kinder und Jugendliche häufiger und länger online sind. Sie spielen, kommunizieren und amüsieren sich bei TikTok, Instagram oder YouTube. Gerade dort sind Gefahren nur einen Klick entfernt", sagt Stefan Glaser, Leiter von jugendschutz.net. "Sexueller Anmache, rassistischer Hetze, Verletzungen der Privatsphäre – all dem sind schon Kinder im Netz ausgesetzt. Als vermeintlich lustige Mutprobe fordert die "Corona-Challenge" Jugendliche auf, öffentliche Toiletten oder Griffe in U-Bahnen abzulecken. Hier wird bewusst in Kauf genommen, dass sich Menschen mit dem Virus infizieren. Im Handumdrehen werden solche Challenges weiterverbreitet und generieren Tausende von Likes."

jugendschutz.net registrierte im Jahr 2020 insgesamt 5.056 Verstoßfälle (2019: 6.950), 55 Prozent davon in Social-Media-Angeboten. Den größten Anteil nahmen erneut mit 41 Prozent Darstellungen sexualisierter Gewalt ein (2019: 37 Prozent). 21 Prozent der Verstöße waren dem Phänomen Politischer Extremismus zuzuordnen, 14 Prozent entfielen auf Pornografie, gefolgt von Selbstgefährdung (12 Prozent), Gewalt (9 Prozent) und Cybermobbing (3 Prozent).

Hintergrundinformationen zu jugendschutz.net
jugendschutz.net fungiert als das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Die Stelle recherchiert Gefahren und Risiken in jugendaffinen Diensten. Sie wirkt darauf hin, dass Verstöße gegen Jugendschutzbestimmungen beseitigt und Angebote so gestaltet werden, dass Kinder und Jugendliche sie unbeschwert nutzen können. Die Jugendministerien der Länder haben jugendschutz.net 1997 gegründet. Die Stelle ist seit 2003 an die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) angebunden. Finanziert wird jugendschutz.net von den Obersten Landesjugendbehörden, den Landesmedienanstalten und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

jugendschutz.net nimmt über seine Online-Beschwerdestelle Hinweise auf Verstöße gegen den Jugendmedienschutz entgegen. Verstöße im Netz können gemeldet werden unter www.jugendschutz.net/hotline.

Download Jahresbericht 2020 (PDF) auf www.jugendschutz.net

Quelle und weitere Informationen sowie ergänzende Videostatements zur Veröffentlichung des Berichts: www.jugendschutz.net, 06.07.2021