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Neues Projekt an MHH: Ambulanz zur Behandlung dysregulierter Sexualität bei Jugendlichen

Die Expertinnen und Experten des Arbeitsbereichs Klinische Psychologie und Sexual­medizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben ein neues Behandlungs- und Forschungs­projekt zur Prävention und Behandlung dysregulierter Sexualität bei Jugend­lichen gestartet: "180Grad". Das diagnostische und thera­peutische Angebot richtet sich an Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, die fürchten, ihre sexuellen Impulse nicht mehr kontrollieren zu können. Hierzu gehören neben dem exzessiven Konsum von (Kinder-)Pornografie auch sexualisierte Gewaltphantasien und Übergriffe. Unter dem Motto "Tatprävention ist der beste Opfer­schutz" erhalten Betroffene anonym und kostenlos therapeutische Hilfe unter Schweigepflicht. Das Niedersächsische Sozialministerium fördert das Angebot mit 300.000 Euro für die nächsten drei Jahre.

MHH verfügt über langjährige Expertise in der Täterprävention
Das Ziel ist, langfristig sexuelle Gewalt unter Jugendlichen zu verhindern. "180Grad" ist das dritte MHH-Angebot im Bereich täterorientierte Prävention neben den bereits etablierten Projekten "Kein Täter werden" und "I can change". "Die MHH verfügt inzwischen über eine mehr als zehnjährige fundierte klinische Erfahrung und Forschungsexpertise zum Thema sexualisierte Gewalt", betont Professor Dr. Tillmann Krüger, Leiter des Arbeits­bereichs Klinische Psychologie und Sexualmedizin. "Unsere Erfahrung zeigt, dass viele Patienten bereits im Jugendalter unter der Problematik leiden. Früh erlerntes Verhalten verfestigt sich mit hoher Wahrschein­lichkeit, deshalb ist ein frühzeitiges Hilfsangebot für Jugendliche mit sexualisierten Gewaltfantasien oder grenz­über­schreitenden Verhaltens­weisen extrem wichtig."

Grenzen erkennen und respektieren
Laut polizeilicher Kriminalstatistik ist jeder zehnte Tatverdächtige in Fällen von sexualisierter Gewalt unter 18 Jahre alt. Jugendliche sind stärker gefährdet, sexualisierte Gewalt durch Gleichaltrige zu erfahren als durch Erwachsene. Auch zur Verbreitung von Missbrauchsabbildungen tragen Jugendliche zu einem erheblichen Teil bei: Seit 2018 hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter den Tatverdächtigen mehr als verzehnfacht, sie machen mittlerweile 40 Prozent der Tatverdächtigen aus. "Wir schaffen ein niederschwelliges Angebot für betroffene Jugendliche und leisten Hilfestellung, bevor etwas passiert. Die Jugendlichen lernen, ihre sexuellen Bedürfnisse sozial angemessen zu befriedigen, ohne die Grenzen anderer zu überschreiten", ergänzt Dr. Jonas Kneer, leitender Psychologe an der Klinik.

Straftaten durch Prävention verhindern
"Jeder einzelne verhinderte Übergriff ist es wert", betont Theresa Engelmann von der forensischen Kinder­schutz­ambulanz am Institut für Rechtsmedizin der MHH. "Prävention kann Straftaten verhindern und damit Kinder vor sexuellen Übergriffen schützen." Die Kinderschutzambulanz setzt ebenfalls auf eine Früherkennung bei Miss­handlungs- und Missbrauchs­verdachtsfällen und stellt Ärztinnen und Ärzten ihr Expertenwissen niederschwellig, schnell und unkompliziert zur Verfügung.

Kontakt

Für Jugendliche, die unter ihren sexuellen Impulsen leiden

Medizinische Hochschule Hannover
Arbeitsbereich Klinische Psychologie und Sexualmedizin
T 0511 / 532 67 46
kontakt@180grad-praevention.de
www.180grad-praevention.de

Quelle: MHH, 01.09.2022, www.mhh.de