Seit Januar 2018 fördert das Land Niedersachsen die Kinder-
und Jugendberatungsstelle phoenix in Göttingen. Die Beratungsstelle besteht bereits seit 2009 und lief zunächst
als stiftungsfinanziertes Modellprojekt und wird seit 2013 mit kommunalen
Mitteln gefördert. Das besondere an phoenix ist die enge Anbindung an den
Frauen-Notruf e.V. als Trägerverein. Dadurch kann phoenix ein Konzept
und Angebot verwirklichen, das bundesweit einmalig ist und breite Beachtung
findet.
Die Angebote von
phoenix
phoenix bietet altersgerechte traumapädagogische Beratung und Unterstützung
für Kinder und Jugendliche,
- die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind (sexueller Missbrauch durch den Großvater, ungewolltes digitales Verschicken von intimen Fotos, vom Freund zum Sex mit anderen gezwungen werden u.ä.);
- die durch das meist jahrelange Miterleben der Partnerschafts-Gewalt gegen ihre Mutter (oder ihren Vater) traumatisiert sind,
- die selbst körperliche, sexuelle oder psychische Gewalt in der eigenen Teenager-Beziehung erleben.
Dafür geht phoenix nach Polizeieinsätzen wegen häuslicher Gewalt aktiv auf die mitbetroffenen Kinder und Jugendlichen zu und begleitet Mädchen und Jungen zur Polizei, Jugendamt oder Ärztin/Arzt etc..
Um die Mädchen und Jungen gut unterstützen und effektiv schützen zu können, bezieht phoenix ihre privaten und professionellen Bezugspersonen in die Intervention mit ein. So werden etwa gewaltbetroffene Mütter parallel im Frauen-Notruf beraten; professionelle Bezugspersonen wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugendämter oder stationärer Einrichtungen werden von phoenix zum Umgang mit den gewaltbetroffenen Mädchen und Jungen beraten und supervisiert. Die Bezugspersonen sind für die gewaltbetroffenen Kinder und Jugendlichen zudem wichtige Türöffnerinnen zu phoenix.
In 2017 haben insgesamt 237 Mädchen und Jungen, die von sexualisierter oder Partnerschafts-Gewalt betroffen waren, von phoenix Hilfe erhalten. Über die Hälfte von ihnen wurden direkt von phoenix unterstützt, die anderen mittelbar, in dem phoenix ihre Bezugspersonen beriet und bei der Intervention begleitete. Mit rund 700 Jungen und Mädchen hat phoenix in sehr unterschiedlichen Settings präventiv gearbeitet, sie gestärkt und über sexualisierte Gewalt und Gewalt in Partnerschaften aufgeklärt.
Präventionsarbeit
ausweiten, niedrigschwellige kind- und jugendgerechte Zugänge entwickeln
Durch die Landesförderung ist es nun möglich, die Präventionsarbeit auszuweiten,
insbesondere in Grundschulen und in der Mittelstufe, und weitere
Präventionsmodule zu entwickeln.
Außerdem soll die Präsenz von phoenix im Netz (Website, soziale Netzwerke) als Basis für digitale Zugänge verbessert werden. Für Jugendliche soll ein niedrigschwelliger Zugang über Messenger (wie beispielsweise Threema u.ä.) etabliert werden und ein Online-Beratungsangebot.
"phoenix ist es bislang nicht befriedigend gelungen, für ältere Kinder und für Jugendliche einen eigenständigen, von erwachsenen unabhängigen und niedrigschwelligen Zugang zu schaffen," so Ulrike Brockhaus von phoenix. "Präventionsveranstaltungen, bei denen die Teilnehmenden phoenix direkt ansprechen können, funktionieren in diesem Sinne sehr gut, sind aber sehr personalintensiv und können nur für relativ wenige Personen realisiert werden. Die Alternative, über das Telefon Kontakt aufzunehmen, entspricht nicht den Kommunikationswegen unter Jugendlichen. Sie nutzen eher Messengerdienste, Websites oder digitale soziale Netzwerke. In diesen Bereichen ist phoenix derzeit sehr schlecht aufgestellt. Um das einzurichten und auch entsprechend betreuen zu können fehlten uns bislang die personellen Kapazitäten. Mit der Förderung durch das Land Niedersachsen wird das nun realisierbar."
"Mit dem Online-Beratungsangebot wird auch der Zugang für Jugendliche verbessert, für die es schwierig ist, den räumlichen Weg in die Beratungsstelle zu bewältigen, etwa weil sie eine Behinderung haben oder weiter entfernt leben," ergänzt Brockhaus' Kollegin Imke Herlyn.
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