Einrichtungen
und Organisationen des Freizeit- und Gesundheitsbereichs bemühen sich verstärkt
um Prävention von sexueller Gewalt, oft befinden sich Schutzkonzepte aber erst
im Aufbau. Dies machen die neuen Ergebnisse der Studien deutlich, die das
Deutsche Jugendinstitut (DJI) im Rahmen des Monitoring-Projekts durchführte.
Seit dem Jahr 2014 untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des
DJI bundesweit, inwieweit es in Einrichtungen und Organisationen gelingt,
Schutzkonzepte zu entwickeln und langfristig umzusetzen. Das Projekt wird im
Auftrag des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen
Kindesmissbrauchs (UBSKM) umgesetzt.
Kinderschutzthemen verbindlich
verankern
Die qualitative Studie im Freizeitbereich beschäftigt sich mit der Frage,
wie Schutz und Hilfe bei sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in
evangelischen Gemeinden, katholischen Pfarreien, muslimischen und jüdischen
Gemeinden, in der organisierten sportlichen, verbandlichen und kulturellen
Kinder- und Jugendarbeit sowie bei Anbietern von Kinder- und Jugendreisen und
in Austauschorganisationen umgesetzt und weiterentwickelt werden können.
Infrastrukturen für die Präventionsarbeit sind demnach noch nicht zuverlässig
und auf Dauer vorhanden. Schutzkonzepte werden häufig noch als zeitlich
befristetes Projekt oder abzuarbeitendes Thema verstanden. Es bedarf jedoch
gerade einer verbindlichen Umsetzung und Verankerung von Kinderschutzthemen, um
Nachhaltigkeit zu gewährleisten und die Präventionsarbeit in die Breite zu
tragen. Die Unterstützung durch (inner)verbandliche oder staatliche
Infrastruktur und externe Kooperationen haben in den vornehmlich durch
ehrenamtliches Engagement geprägten Bereichen eine herausgehobene Bedeutung.
Herausforderungen in Kliniken und
Praxen
Die Studie über die Präventionsarbeit im Gesundheitsbereich weist auf
verschiedene Herausforderungen hin, mit denen Kliniken und Praxen hinsichtlich
der Prävention von sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen konfrontiert
sind. Unter anderem ergeben sich diese aus dem Machtgefälle zwischen
Behandelnden und Patientin oder Patient, der Notwendigkeit körperlicher
Untersuchungen, dem teils längeren Aufenthalt von Minderjährigen ohne
Bezugspersonen in einer für sie fremden Umgebung sowie negative Vorerfahrungen
einiger Kinder und Jugendlicher mit sexueller Gewalt.
Monitoring-Projekt
Im Rahmen des Monitoring-Projekts wurden bundesweit
insgesamt circa 4.500 Leitungspersonen beziehungsweise beauftragte Fachkräfte
mit besonderer Zuständigkeit zu deren Präventionsbemühungen im Rahmen einer
bundesweiten standardisierten Erhebung befragt. Zudem wurden eine Reihe von
qualitativen Fallstudien in Good-Practice-Einrichtungen erstellt und
Fokusgruppen mit weiteren Akteuren (wie beispielsweise Trägern und
Dachverbänden) geführt. Mehrere Teilberichte mit Studienergebnissen,
beispielsweise aus dem Bildungs- und Erziehungsbereich, sind bereits
erschienen und stehen auf der Website des Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten (unter DJI-Berichte) als Downloads zur Verfügung.
Der Abschlussbericht des zwischen 2014 und 2018 durchgeführten Monitorings wird voraussichtlich im Frühjahr 2019 veröffentlicht.
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