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Pflegekinderhilfe

Im Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 121.000 junge Menschen in einem Heim und weitere rund 86.000 in einer Pflegefamilie betreut. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wuchsen damit rund 207.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene - zumindest zeitweise - außerhalb der eigenen Familie auf. Die Betroffenen sind in gut jedem vierten Fall jünger als 10 Jahre. In jedem zweiten Fall sind ihre Herkunftsfamilien alleinerziehend. Ein weiteres Fünftel zählte zur Gruppe der sogenannten "Careleaver", also zu den jungen Volljährigen an der Schwelle in ein eigenständiges Leben.

Weiterentwicklung der Vollzeitpflege

Anregungen und Empfeh­lun­gen für die Nieder­säch­sischen Jugend­ämter

2023 - Vierte über­ar­bei­tete Auf­lage. Die aktuelle Empfehlung löst die Broschüre aus dem Jahr 2016 ab und integriert die Neue­rungen und Gescheh­nisse in der Kinder- und Jugend­hilfe. Wesent­liche Aspekte der Empfeh­lungen sind die Ergeb­nisse des Struktur­berichts zur Voll­zeit­pflege in Nieder­sachsen, die Neue­rungen durch das Kinder- und Jugend­stär­kungs­gesetz, die Vormund­schafts­rechts­reform, der Abschluss­bericht und die Empfeh­lungen der Lügde-Kommission sowie die Vorgaben der Enquete­kom­mis­sion Kinder­schutz in Folge der Gescheh­nisse in Lügde.

Download auf der Website des Niedersächsischen Sozialministeriums

Digitales Toolkit für Schutzkonzepte in der Pflegekinderhilfe

Arbeitshilfe

www.schutzkonzepte-pflegekinderhilfe.de
2023 - Die Hochschule Landshut und die Universität Hildesheim haben im Rahmen des Projekts "SafeFosterCare" eine Internetplattform mit einem digitalen Toolkit zur partizipativen Entwicklung von Schutzkonzepten in der Pflegekinder­hilfe entwickelt. Auf der passwort­geschützten Website (PW: schutzkonzepte) finden Fachkräfte aus der Pflegekinderhilfe anwendungs­bezogene Arbeitshilfen, die Hilfestellung geben bei der Erstellung und Umsetzung von Schutz­konzepten.

Die Materialien sind sechs Modulen mit 29 Arbeitsschritten zugeordnet und durch kurze Zusammenfassungen gegliedert. Bei den Arbeitshilfen handelt es sich um Infosheets, Checklisten, Poster, Konzepte, Postkarten, Fragebögen, Gesprächsleitfäden und Evaluationsbögen, die einfach in der Praxis anwendbar und auf die eigenen Bedarfe zugeschnitten werden können.

Ermöglicht wurde die Website durch die Finanzierung der Landesjugendämter Brandenburg, Hamburg, Niedersachsen, Rheinland, Saarland, Westfalen-Lippe und Sachsen.

Handbuch Inobhutnahme: Grundlagen - Praxis und Methoden - Spannungsfelder

Arbeitshilfe

2022 - Das Handbuch der Internationalen Gesell­schaft für erziehe­rische Hilfen (IGFH) beleuchtet in Beiträgen aus Forschung, Praxis und Fach­diskussion erst­malig systema­tisch die Inob­hut­nahme aus verschie­denen sozial­päda­gogischen Perspek­tiven. Neben recht­lichen Fragen geht es ins­besondere u.a. um Über­gänge, Beteiligung und Beschwerde oder auch Eltern­arbeit und Eltern­parti­zipation in der Inobhutnahme. Ein Schwer­punkt widmet sich den Methoden und Fragen in der Praxis der Inob­hut­nahme. Einzelne Beiträge werden mit Praxis­mate­rialien ergänzt, die zum Down­load zur Verfügung gestellt werden. Dieser Teil richtet sich damit explizit an Mit­arbei­tende in der Inob­hutnahme, auch weil konzep­tionelle Frage­stellun­gen mit reflektiert werden. Außerdem werden Best-Practice Beispiele u.a. zur Koo­peration zwischen Kinder- und Jugend­psychia­trie und der Inob­hut­nahme vorgestellt.

Kaufen bei Walhalla Fachverlag

Was kann, was darf, was muss?

Information für Pflegeeltern und Bewerber

2020 - Der PFAD Bundesverband der Pflege- und Adoptivfamilien hat seine Informationsbroschüre für Pflegeeltern akualisiert. Sie zeigt verschiedenen Formen der Vollzeitpflege auf, gibt einen Überblick über relevante gesetzliche Bestimmungen sowie finanzielle Leistungen und stellt die Aufgaben von Jugendamt und Pflegeeltern vor.

Kaufen (siehe Bestellformular) über die Website des PFAD Bundesverbandes

Ehemalige Pflegekinder als Eltern

Studie

2020 - Ein Erziehungsstil, der von einer klaren Struktur, einem Verhandeln von Regeln und einem flexiblen Reagieren auf das Kind geprägt ist, gilt heutzutage als beste Voraussetzung für eine gelingende Erziehung und Entwicklung des Kindes. Aber was passiert, wenn Eltern weder diesem hohen Anspruch noch dem "Minimal­standard" einer gesellschaftlich gerade noch akzeptablen Qualität elterlicher Fürsorge entsprechen können? Was passiert, wenn Eltern scheitern und sogar in die Lage geraten, ihre Kinder durch staatlichen Eingriff zu verlieren? Diese Problematik greift die vorliegende Studie mit der Analyse von Bedrohungsverläufen und deren Bewältigung bei infrage gestellter Elternschaft ehemaliger Pflegekinder auf.

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Herzwurzeln: Kinderfach­buch für Pflege- und Adop­tiv­kinder

2019 - Wo gehöre ich hin und wieso lebe ich bei Pflege- oder Adoptiv­eltern? Diese Frage stellen sich Jannik und Ayana in dem Buch "Herz­wurzeln". Jannik lebt seit ein paar Wochen bei einer Pflege­familie und Ayana ist ein Adoptiv­kind. Zusammen suchen die beiden Freunde nach ihren Wurzeln und versuchen ihre Situa­tion besser zu ver­stehen. Das Buch soll Pflege- und Adoptiv­kindern ab 7 Jahren in kind­gerech­ter Sprache Lösungs­ansätze bieten, um mit ihren Gefühlen und Problemen dies­bezüg­lich besser um­zu­gehen. Neben der Bilder­ge­schichte findet sich im Buch ein Ratgeber für Kinder, ein kind­ge­rech­tes Wörter­buch und auch ein Rat­geber für Erwachsene.

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Normalitätskonstruktionen in Biografien ehemaliger Pflegekinder

Studie

2017 - In Biografien ehemaliger Pflegekinder gibt es Erfahrungen, die sie von Menschen, die keine Pflegekinder sind oder waren, unterscheiden und die sie in ihren eigenen Augen und denen anderer als unnormal erscheinen lassen. Mit biografischen Interviews wird untersucht, welche konkreten Erfahrungen und Erlebnisse es sind, die Pflegekinder mit mangelnder oder fragiler Normalität machen. Aus den Erfahrungen werden Konstruktionen von Normalität, die die jeweiligen Biografieträger vornehmen, rekonstruiert. Biografische Hintergründe sowie Strategien der Normalitätsbalance werden analysiert.

Die Dissertation wurde mit dem Deutschen Kinder- und Jugend­hilfepreis 2018 ausgezeichnet. Aus der Begründung der Jury: "Die Arbeit liefert wichtige empirische Einsichten sowohl für die Fach- als auch die öffentliche Diskussion um das Pflegekinderwesen speziell zu der Frage, wie Pflegekinder ihre Biografie deuten und verarbeiten. Gerade weil die aus der Sicht der Betroffenen geschilderten Fälle sich in weiten Teilen den üblichen Klischees von Pflegekinder­konstellationen widersetzen und es zudem gelingt, die Mühen der Auseinandersetzung mit diesen Zuschreibungen empirisch sichtbar zu machen, gehört das Buch in jede Ausbildung von Pflegefamilien und ins Zentrum der Fachdiskussion."

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Franz und der Regenschirm

Kinderbuch

2017 - Schutzschirm, Tarnanzug, Leuchtschwert oder raffinierter Gefahr-Erkennungs-Stab – das und noch viel mehr kann Franz' roter Regenschirm sein. Erika Kronabitters Kinderbuch greift die Geschichte von Franz und seinen jüngeren Geschwistern auf, die bereits im Haus "Fühl dich wohl" wohnen, als Sarah dort einzieht. Gleichzeitig gibt es einen Einblick in das Leben von Kindern, die in einer Wohngemeinschaft leben, und deren Gefühlslagen. Das Leben in der Einrichtung und ihr trauma­pädagogischer Ansatz mit Psycho­edukation und Gesprächs­­therapie, aber auch Angebote wie Biografiearbeit und Erlebnispädagogik, werden in kindgerechter Sprache geschildert. Ein Buch für betroffene Kinder, das informiert und vermittelt: Du bist ganz normal. Aber auch ein Buch, das Lehrkräfte und Kita-Mitarbeitende und alle, die mit Kindern zu tun haben, sensibilisiert für eine wertschätzende Haltung und die "guten Gründe", die hinter einem scheinbar "unnormalen" Verhalten stehen.

Zu beziehen über www.kronabitter.com

Webtipps

vormundschaft.net
Der interdisziplinär aufgestellte Verein "Bun­des­forum Vormund­schaft und Pflegschaft" bietet auf seiner Website Materialien zur Vormund­schaft und Ergän­zungs­pflegschaft sowie aktuelle Infor­mationen und Termin­hinweise für Fach­veran­staltungen. Ein Glossar erläutert die wichtigsten Fach­begriffe. Das Infoportal wendet sich an sowohl an Kinder und Jugendliche, Vormun­dinnen und Vormunde und Pflege­eltern als auch an Fach­kräfte der Hilfen zur Erziehung, Eltern, Familien­gerichte sowie Soziale Dienste.

www.dialogforum-pflegekinderhilfe.de
In Zusammenarbeit mit den Akteurinnen und Akteuren der Pflegekinderhilfe hat das vom Bundesfamilien­ministerium eingesetzte "Dialogforum Pflegekinderhilfe" seit 2015 eine Bündelung konkreter fachlicher Handlungs­bedarfe erarbeitet. Die Ergebnisse stehen auf der Website in Form von Expertisen, Diskussions­papieren und Veranstaltungs­dokumentationen rund um zentrale Themen der Pflegekinderhilfe bereit.

www.pfad-bv.de
Website des PFAD Bundesverband für Pflege- und Adoptivfamilien e.V. mit Informationen, Angeboten und Fortbildungen für (potenzielle) Pflegeeltern und Fachkräfte der Pflegekinder­dienste rund um die Vollzeitpflege.

careleaver-online.de
Website der Universität Hildesheim und der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) Frankfurt (Projekt Rechte im Übergang – Care Leaver begleiten und beteiligen) mit Informationen für junge Careleaver.

www.careleaver-kompetenznetz.de
Website der Familien für Kinder gGmbH, Aktion Mensch und Universität Hildesheim mit Informationen für Careleaver und Fachkräfte.

www.careleaver.de
Website von Careleaver e.V., einer Selbst­ver­tretung von Menschen mit Erfahrungen in der Jugendhilfe. Der Verein bietet u.a. bundesweite Netzwerktreffen und Workshops für junge Menschen ab 16 Jahren zu jugendhilfe­relevanten Themen, Patenschaften, Beratung und Begleitung und einen Notfallfonds.

Hörtipp

www.pflegefamilien-deutschland.de
An Pflegefamilien oder Familien, die Pflege­familie werden wollen, richtet sich der Podcast "Pflegefamilien Deutschland", der von einem Team des Fachbereichs Pflegefamilien Hessen beim St. Elisabeth-Verein in Marburg produziert wird. Mit Interviews und Reportagen werden Familien, kinderlose Paare, gleichgeschlecht­liche Paare, Alleinerziehende und Fachleute aus dem Pflege­kinder­wesen gleichermaßen angesprochen. Der Podcast berichtet über Fachliches, Schönes und Schwieriges rund um das Thema und lädt dazu wechselnd Gäste ein: Pflegeeltern, ehemalige und aktuelle Pflege­kinder, leibliche Kinder bzw. Erwachsene, die in Pflegefamilien aufgewachsen sind, Fachexper­tinnen und Fachexperten sowie Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaftler kommen zu Wort.