Das Sozialministerium und der Niedersächsische Kinderschutzbund haben drei besondere Projekte für Kinderrechte mit dem KinderHabenRechtePreis 2024 ausgezeichnet.
Am 20. September 2024 wid der Weltkindertag unter dem Motto "Mit Kinderrechten in die Zukunft" in ganz Deutschland gefeiert. Auch Niedersachsen setzt sich mit unterschiedlichen Projekten für die Rechte von Kindern und Jugendlichen ein. Mit dem niedersächsischen KinderHabenRechtePreis werden jedes Jahr zum Weltkindertag Aktionen und Initiativen ausgezeichnet, die sich besonders um Kinderrechte verdient machen. Der 16. KinderHabenRechtePreis steht unter dem Motto: "Ich kenne meine Rechte" und ist mit insgesamt 9.000 Euro dotiert.
Bei der Preisverleihung am 21. September 2024 in Hannover betonte Schirmherr Dr. Andreas Philippi, Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung: "Kinderrechte sind weit mehr als eine Formsache. Das haben uns insbesondere die letzten Jahre gezeigt. Gerade in schwierigen Zeiten müssen wir uns für den Schutz, die bestmögliche Förderung und für die Beteiligung junger Menschen einsetzen. Es ist unsere Aufgabe, ihre Rechte zu schützen und zu achten. In Niedersachsen ermutigen wir Kinder, sich stark zu machen, und loben deshalb den KinderHabenRechtePreis aus."
Die Vorsitzende des Kinderschutzbundes Niedersachsen, Daniela Rump hob hervor, dass viele der in den Jahren ausgezeichneten Initiativen den Kinderrechten besondere Aufmerksamkeit in ihrer Umgebung verschafft haben und ideengebend für andere gewirkt haben.
Die Preisverleihung in Hannover wurde begleitet durch ein buntes Rahmenprogramm des Kinderzirkus Salto im Haus der Jugend.
Ausgezeichnet worden sind:
Kategorie Kinderrechte
AGAPLESION Diakonieklinikum in Rotenburg/Wümme: Kinderrechte – Woche in der Tagesklinik
Damit Kinder ihre Rechte einfordern können ist es Grundvoraussetzung, diese zu kennen. Dies ist jedoch häufig nicht der Fall. Und mehr noch: In der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und –psychosomatik des AGAPLESION Diakonieklinikums Rotenburg werden Kinder behandelt, die Gewalt, Grenzüberschreitungen und die Missachtung der eigenen Rechte erfahren haben.
Die Kindertagesklinik hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Rechte zu vermitteln und das Bewusstsein hierfür bei den Kindern zu stärken. Die Auseinandersetzung und die damit verbundene Erkenntnis, dass diese in der Vergangenheit verletzt wurden, stellt eine enorme Anstrengung dar und fordert auch vom Kollegium ein besonders hohes Maß an Aufmerksamkeit, Sensibilität und Bereitschaft, sich diesen intensiven Gefühlen zu stellen. Hierfür werden zusätzliche therapeutische Angebote vorgehalten.
Mit dem Bewusstsein, dass die Kinder ihr Wissen, ihre Emotionen und auch ihre Unsicherheiten mit nach Hause nehmen, werden die Eltern in einem Elternbrief über die Kinderrechte sowie den Ablauf der Kinderrechte-Woche informiert. Auch werden Gesprächsangebote für die Eltern vorgehalten. Sicherlich auch ein Anlass für weitere Gespräche im Familien- und Freundeskreis.
Eine Konferenz, die am letzten Tag der Kinderrechte-Woche stattfindet, rückt ins Bewusstsein, dass Kinderrechte im Gesamtklinikum einen hohen Wert darstellen. In der medizinischen Versorgung Kinderrechte zu fokussieren – eine innovativer und beispielhafter Ansatz.
Kategorie Recht auf Gesellschaftliche Teilhabe
Förderschule am Harly in Goslar/Vienenburg: Europawahl
Die Förderschule mit Schwerpunkt Geistige Entwicklung hat sich in einzigartiger und beispielhafter Weise eines besonderen Themas angenommen: Mit einem Seminar für Jugendliche ab 16 Jahre wurden diese fit gemacht für die Europawahl am 9. Juni 2024. Denn Schüler:innen mit Förderbedarf sind zwar wahlberechtigt, nehmen dieses Recht aber selten wahr. Oftmals fehlen nicht nur Informationen über die Wahl und deren Hintergründe, vor allem die Anforderungen und Abläufe im Wahllokal sind zu kompliziert.
Diese Hürde ist nun überwunden worden. Zunächst wurde in einer Unterrichtseinheit Wissen über die Europawahl vermittelt und an lebensnahen Beispielen deren Bedeutung für unseren Alltag dargelegt. Die Schüler:innen haben sich auch sehr lebenspraktisch mit ihrem Wahlrecht vertraut gemacht. Sie wissen nun, dass sie mit ihrer Stimme relevante Entscheidungen beeinflussen können. Im praktischen Teil wurde Barrierefreiheit erprobt. Die Durchführung einer möglichst realistischen Wahlsimulation hat den Schüler:innen Unsicherheiten genommen, sie sind jetzt gut orientiert und können Unterstützung einfordern oder sich für eine Briefwahl entscheiden. Dadurch ist ihre Motivation an der Wahl teilzunehmen, deutlich größer.
Kategorie Recht auf Information und Meinungsbildung
Gebrüder Körting Schule in Hannover: Baumfunk
Der Baumfunk ist eine digitale Form einer Schulzeitung. Die Schüler:innen berichten in Ton, Bild, Video und Text über Orte, Menschen, AGs und Erlebnisse, die ihnen wichtig sind. Über ihre Themen und die Art der medialen Umsetzung entscheiden sie selbst. Begleitende Erwachsenen unterstützen sie im gesamten Redaktionsprozess und bei der Handhabung der Technik und im Schnitt. So entstehen Dokumentationen, Nachrichtenbeiträge und Podcasts, die nicht nur auf der Schulwebsite sondern auch im Kinder-Blog der Stadt Hannover veröffentlicht werden. Sich digital auszudrücken ist in Zeiten der Kommunikation über soziale Medien zeitgemäß und kreativ. Außerdem macht es natürlich Spaß, weil es so lebensnah ist.
Besonders wichtig: Bereits in der Grundschule eignen Kinder sich Medienkompetenz an. Der Umgang mit Informationen und deren Verarbeitung bildet die unerlässlichen Grundlage für Meinungsbildung und Demokratiebildung. Es kann gar nicht früh genug geübt und erlernt werden. Die Herangehensweise ist modern und zugleich alltagsorientiert, sie motiviert die Kinder und erhöht ihre Beteiligung eklatant. Die angeeigneten Kompetenzen wirken nachhaltig – auf die Macher:innen, Mitschüler:innen, den Freundeskreis und die Angehörigen.
Der Baumfunk wird auch stellvertretend für ähnliche Angebote und Initiativen in Schulen ausgezeichnet.
Die Jury gratuliert allen ausgezeichneten Initiativen herzlich.
In der Jury 2024 sind:
- Für das Niedersächsische Sozialministerium: Britta Lock
- Als Expertin: Juliane Liedtke vom Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen (VNB)
- Vom Niedersächsischen Landesschülerrat: Eduard Hillgert
- Für den Jugendrat des Kinderschutzbundes Niedersachsen: Ismail Giannattasio und Malte Kern
Hintergrundinformation
Seit dem 5. April 1992 gilt in Deutschland die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. 193 Länder haben diese Übereinkunft über die Rechte der Kinder mittlerweile unterzeichnet, sie gilt damit für nahezu zwei Milliarden Kinder der Erde! Die Kinderrechtskonvention enthält eigenständige Grundrechte der Kinder und signalisiert so, dass nicht nur Erwachsenen, sondern auch Kindern mit Respekt zu begegnen ist. Für das tägliche Leben heißt dies, dass alle Kinder in ihren Belangen, mit ihren Interessen und Bedürfnissen wahrgenommen werden sollen. Kinder brauchen ein gesellschaftliches Klima, in dem sie willkommen sind und sich anerkannt fühlen können.
Seit 2008 loben das Land Niedersachsen und der Deutsche Kinderschutzbund Landesverband Niedersachsen den Niedersächsischen KinderHabenRechtePreis aus. Damit sollen die Kinderrechte, die das Land Niedersachsen 2009 in seine Landesverfassung aufgenommen hat, bekannt gemacht werden sowie Initiativen, die sich für die Rechte von Kindern einsetzen, als Best-Practice-Beispiele verbreitet werden.