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Ethikrat: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in gesell­schaft­lichen Krisen nicht alleinlassen

Am 28. November 2022 hat der Deutsche Ethikrat seine Ad-hoc-Empfehlung "Pandemie und psy­chische Gesundheit. Auf­merk­samkeit, Beistand und Unter­stützung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in und nach gesell­schaft­lichen Krisen" veröffentlicht. Darin empfiehlt der Ethikrat, die Versorgungs­situation junger Menschen, die in Krisen­situationen psy­chi­sche Probleme ent­wi­ckeln, schnell und nachhaltig zu verbessern.

"Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene dürfen in gesellschaftlichen Krisen nicht alleingelassen werden", betont Alena Buyx, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. "Während der COVID-19-Pandemie wurde nicht hinreichend gewürdigt, welchen psychischen Belastungen sie durch die Pandemie selbst sowie durch die zu ihrer Bekämpfung ergriffenen Maßnahmen ausgesetzt waren. Der jungen Generation wurde große Solidarität abverlangt", so Buyx weiter. "Aber diejenigen, die selbst in Notlagen gerieten, erhielten nicht zuverlässig die erforderliche Beachtung und Unter­stützung. Wir schulden als Gesellschaft Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht nur Dank und Respekt, sondern konkretes Handeln. Deshalb müssen unterstützende Angebote ausgebaut, Versorgungs­lücken müssen geschlossen und es muss unbedingt vermieden werden, dass junge Menschen in aktuellen und zukünftigen gesellschaftlichen Krisen als erste bzw. besonders viele Lasten tragen müssen."

Der Deutsche Ethikrat fordert unter anderem niedrigschwellige und flächendeckende schul­psycho­logische Angebote sowie psychosoziale Unter­stützungs­angebote. Einrichtungen, die Diagnostik, Beratungsangebote, Heilbehandlungen und Hilfen zur Teilhabe für Kinder und Jugendliche, aber auch Hilfen für Eltern und Familien bereitstellen, müssen auf eine verlässliche Finanzierung bauen können. Es sollten zeitnah konkrete Pläne vorgelegt werden, wie bestehende Versorgungsdefizite in der ärztlichen und nichtärztlichen Diagnostik und Behandlung für Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen behoben werden können. Informationskampagnen zur psychischen Gesundheit sollen über Beratungs- und sonstige Hilfsangebote aufklären und Zugangs­möglich­keiten zu solchen Angeboten, auch im Freizeit­bereich aufzeigen. Die im Bildungs-, Sozial- und Gesund­heits­bereich tätigen Personen sind im Hinblick auf die Prävention psychischer Belastungen und Erkran­kungen spezifisch zu schulen. Die Forschung über die Folgen von Maßnahmen zur Bewäl­tigung gesell­schaft­licher Krisen (nicht nur von Pandemien) sollte gefördert werden. Insgesamt muss sichergestellt werden, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in gesell­schaft­lichen Krisen mit allen Kräften geschützt werden. Dazu gehört auch, ihre Anliegen ernst zu nehmen, Formen alters­gemäßer Partizipation bei der Krisen­bewältigung zu ermöglichen und junge Menschen selbst anzuhören.

Der Deutsche Ethikrat formuliert diese Empfehlungen unter dem Eindruck seiner Herbst­tagung, die im September 2022 zum Thema "Triff den Ethikrat! Unser Leben in der Pandemie" stattfand. Zirka 350 Schülerinnen und Schüler waren zu einem Austausch über ihre Erfahrungen in der COVID-19-Pandemie eingeladen. Mit ihren Statements und Präsentationen gaben die Jugendlichen ihrer Generation auf kreative und eindringliche Weise Gesicht und Stimme.

Die Ad-hoc-Empfehlung "Pandemie und psychische Gesundheit. Aufmerksamkeit, Beistand und Unterstützung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in und nach gesellschaftlichen Krisen" steht zum Download auf der Website des Ethikrates zur Verfügung.

Deutscher Ethikrat, 28.11.2022, www.ethikrat.org

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Niedersachsens Kinder- und Jugend­minis­terin Daniela Behrens hat in einem State­ment zur Ad-hoc Empfehlung des Deut­schen Ethikrates auf das niedersächsische Aktions- und Förder­programm 'Startklar in die Zukunft' verwiesen. Das mit 100 Millionen Euro auf den Weg gebrachte Zukunfts­programm hat mit verschiedenen Bausteinen neue Freizeit- und Aktivitäts­räume geschaffen, die Peer-Group wieder zusammen­­gebracht, sportliche und kultu­relle Aktivi­täten unterstützt und den Auf- und Ausbau der Digitali­sierung der Kinder- und Jugend­arbeit sowie von Jugend­plätzen weiter vorangebracht. "Die starke Nachfrage des Programms macht auch deutlich, wie wichtig diese Maß­nah­men und deren fort­laufende Förderung sind. Deswegen will Nieder­sach­sen auch in der neuen Legis­latur­periode das Aktions­pro­gramm 'Startklar in die Zukunft' fort­setzen und somit Kinder und Jugend­liche weiter stärken. Denn die Folgen der Pandemie müssen über mehrere Jahre kompensiert werden." Das vollständige State­ment finden Sie auf www.ms.niedersachsen.de