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Menschenhandel: "Zu nah zum Wegsehen" – Neue Aufklärungs-Kampagne für Kinder und Jugendliche gestartet

ECPAT hat eine Aufklärungskampagne gestartet. Sie soll Kinder und Jugendliche für die Gefahren von Menschenhandel  sensibilisieren und ihnen zeigen, wo sie im Ernstfall Hilfe finden.
 
In Deutschland sind jedes Jahr zwischen 400 und 500 Minderjährige von Menschenhandel und Ausbeutung betroffen – die meisten erleben sexualisierte Gewalt. Doch das sind nur die offiziellen Zahlen der Kriminalstatistik. Tatsächlich ist das Dunkelfeld groß.  

"Oft wird Menschenhandel ausschließlich mit direkter Gewalt, Drohungen oder organisierter Kriminalität gleichgesetzt. In vielen Fällen beginnt er jedoch viel subtiler – mit Vertrauen, Zuwendung und Verständnis", erklärt Verena Keck, Expertin für Menschen­handel bei der Kinderrechtsorganisation ECPAT Deutschland.  
 
Mit dem Versprechen von Liebe, Anerkennung oder einem besseren Leben werden Kinder und Jugendliche gezielt beeinflusst, emotional abhängig gemacht und schließlich ausgebeutet – etwa durch Zwang zur Prostitution, zum Betteln oder zum Begehen von Straftaten. "Da der Einstieg meist über emotionale Abhängigkeit erfolgt und erst spät erkannt wird, bleiben viele Betroffene uner­kannt und erhalten nicht die Unterstützung, die sie brauchen. Das ist ein gravierendes Problem für die Betroffenen", betont Keck. 
 
Menschenhandel ins Bewusstsein bringen 
Um Kinder und Jugendliche für die Gefahren von Menschenhandel zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, wo sie im Ernstfall Hilfe finden, hat ECPAT eine neue Social-Media-Kampagne auf TikTok und Instagram gestartet. Auf der ECPAT-Website stehen ergän­zend leicht zugängliche Informationen und konkrete Hilfsangebote bereit. 
 
Der Titel der Kampagne "Zu nah zum Wegsehen" macht deutlich, dass Menschenhandel kein fernes Problem ist, sondern mitten in unserer Gesellschaft stattfindet. Die Botschaft: Hinschauen statt Wegsehen! Jede und jeder kann etwas tun, um Betroffene zu schützen. Zugleich verweist der Slogan darauf, dass Kinder und Jugendliche aus allen Lebensrealitäten betroffen sein können, unabhängig von sozialem Hintergrund oder Schulform. 
 
Kampagne von und für Jugendliche 
Die Kampagne wurde gemeinsam mit Jugendlichen entwickelt. In Workshops und Online-Formaten brachten sie ihre Perspektiven ein. "Unser Ziel war eine Kampagne, die Jugendliche wirklich anspricht. Wenn junge Menschen aktiv mitgestalten, entstehen frische Ideen und Designs, die genau auf die Zielgruppe zugeschnitten sind", betont Lennart Menkhaus, Kampagnenkoordinator bei ECPAT. 
 
Der offizielle Start war am 18. Oktober, dem Internationalen Tag gegen Menschenhandel. Bis Ende November wird ECPAT mit Videos und Informationsbeiträgen auf TikTok und Instagram präsent sein.  
 
ECPAT Deutschland e.V.
ECPAT Deutschland e.V. ist ein bundesweiter Zusammenschluss von über 25 Organisationen und Gruppen. Auf Basis der 1989 in Kraft getretenen UN-Kinderschutzkonvention engagiert sich der Verein seit 2001 in den Bereichen Politik, Justiz, Wirtschaft und Bildung führt in Zusammenarbeit mit (nicht-)staatlichen Partnerorganisationen Maßnahmen und Projekte zur Sensibilisierung der Fachöffentlichkeit, zur Entwicklung von Präventivmaßnahmen und zur Schaffung der rechtlichen Grundlagen zum Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt, Ausbeutung und Menschenhandel durch. Die Fachstelle wurde 2001 gegründet und ist Teil des internationalen ECPAT Netzwerkes mit Sitz in Bangkok/Thailand. Weitere Informationen finden Sie unter www.ecpat.de  

Quelle: EPCAT Germany, 18.10.2025