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UNICEF-Bericht zum Wohlbefinden von Kindern: Deutschland im Ranking zurückgefallen

Laut neuem UNICEF-Bericht sinken bei Kindern in Deutschland vor allem die schulischen Leistungen und die Lebenszufriedenheit weiter ab. Der Bericht vergleicht Daten aus 2018 mit Daten aus 2022 in 43 Ländern der OECD und EU. Deutschlands Situation hat sich seit letzter Untersuchung (2020) von Platz 14 auf Platz 25 verschlechtert.

In fast allen Ländern der OECD und EU haben sich die Voraussetzungen für das Aufwachsen von Kindern in den letzten fünf Jahren verschlechtert – auch in Deutschland. Das zeigt sich vor allem an nachlassenden Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen und an ihrer sinkenden Lebens­zufriedenheit. Dieser Trend ist nicht erst in der Covid-19-Pandemie entstanden, aber wurde durch sie verstärkt.

Zu diesen Ergebnissen kommt ein neuer Bericht des UNICEF-Forschungsinstituts Innocenti zum kindlichen Wohlbefinden in 43 OECD- und EU-Ländern, der Daten von 2018 und 2022 analysiert. Seit dem letzten vergleichbaren Bericht vor fünf Jahren ist Deutschland international von Platz 14 auf Platz 25 abgerutscht. Die ersten beiden Plätze belegen die Niederlande und Dänemark, gefolgt von Frankreich.

"Der UNICEF-Bericht unterstreicht die wichtige Aufgabe der neuen Bundesregierung, in Kinder zu investieren und vor allem benachteiligte Kinder stärker zu unterstützen, zum Beispiel Mädchen und Jungen in einkommensschwachen Haushalten oder Kinder, die mit ihren Familien nach Deutschland geflüchtet sind. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir sehr die geplante Ausweitung des Startchancen-Programms zur gezielten Förderung über die Schulen. Auch das Vorhaben der Koalition, die mentale Gesundheit von Kindern mit einer eigenen Strategie zu verbessern, geht in die richtige Richtung", sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.

Der Bericht "Report Card 19: Child Well-Being in an Unpredictable World" (Kindliches Wohlbefinden in unsicheren Zeiten) untersucht auf der Basis aktueller Forschungsergebnisse Trends mit Blick auf die mentale und physische Gesundheit von Kindern sowie ihre sozialen, emotionalen, digitalen und schulischen Kompetenzen. Darüber hinaus werden Gründe für diese Entwicklungen identifiziert und Empfehlungen für Politik und Gesellschaft abgeleitet.

Besonders besorgniserregend ist, dass die grundlegenden Fähigkeiten von Kindern wie Lesen und Rechnen in vielen Ländern erheblich schlechter geworden sind. Der Anteil der Kinder mit grundlegenden mathematischen Kompetenzen und Lesekompetenzen ist zwischen 2018 und 2022 in 21 von 38 Ländern deutlich gesunken (um mehr als 5 Prozent) und nur in vier Ländern erheblich gestiegen. Auch in Deutschland ist der Anteil erheblich zurückgegangen, von 73 Prozent in 2018 auf 60 Prozent in 2022. Nur die Niederlande und Zypern haben höhere Rückgänge zu verzeichnen.

Die Anzahl der übergewichtigen Kinder ist in 14 von 43 Ländern mit verfügbaren Daten erheblich gestiegen; in Deutschland liegt der Anteil der Kinder mit Übergewicht unverändert bei rund 25 Prozent.

Der UNICEF-Bericht äußert auch Sorgen hinsichtlich der mentalen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Ihre Lebenszufriedenheit ist in 15 von 26 Ländern mit verfügbaren Daten erheblich zurückgegangen. In Deutschland gaben im Jahr 2018 drei von vier Jugendlichen (75 Prozent) an, zufrieden zu sein. 2022 waren es nur noch 68 Prozent.

Die Ergebnisse zeigen auch, wie wichtig es ist, genau hinzuschauen: Entgegen der häufigen Annahme, dass Handys, die sozialen Medien oder der Bewegungsmangel bei Kindern zu schlechten Leistungen in der Schule, Übergewicht und Unzufriedenheit mit dem Leben führen, sind die Zusam­men­hänge offenbar komplexer: Kinder bewegen sich nicht weniger als vor einigen Jahren, die Handynutzung führt nicht grundsätzlich zu schlechten Leistungen und soziale Medien nicht direkt zu Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben.

Neben guten staatlichen Rahmenbedingungen sind die Beziehungen zu den Eltern wichtig für die Entwicklung der Kinder. Zum Beispiel zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Häufigkeit, mit der Jugendliche mit ihren Eltern sprechen, und ihrer Lebenszufriedenheit.

Insgesamt zeigt der Bericht, dass selbst einkommensstarke Länder Schwierigkeiten haben, die Voraussetzungen für eine gute Kindheit mit entsprechenden Chancen für eine positive Zukunft zu schaffen. UNICEF warnt, dass hart erkämpfte Fortschritte für Kinder in wohlhabenden Ländern zunehmend anfällig für globale Krisen und Entwicklungen wie den Klimawandel werden.

Auf Grundlage des Reports und der aktuellen Entwicklungen ruft UNICEF Deutschland zu folgenden Maßnahmen auf:

  • Mentale Gesundheit von Kindern verbessern, unter anderem durch bessere Prävention, einen Fokus auf Kinder mit erhöhtem Risiko und eine engere Verknüpfung von Strukturen wie Schulen mit Hilfsangeboten;
  • Körperliche Gesundheit von Kindern verbessern, zum Beispiel durch Zugang zu einer gesunden Schulmahlzeit pro Tag für jedes Kind;
  • Kinder beim Kompetenzerwerb unterstützen, unter anderem durch gezielte Investitionen in die Förderung benachteiligter Kinder (z. B. über die Startchancen-Schulen, Startchancen-Kitas und den Ausbau der Ganztagsschulen) sowie Förderung der digitalen Kompetenzen und Kinderschutz auch im digitalen Raum;
  • Kinder und Jugendliche stärker beteiligen, dazu gehört die strukturelle Verankerung von Partizipation, die Stärkung von Initiativen wie den "Kinderfreundlichen Kommunen" und eine Kinderbeauftragtenstelle auf Bundesebene.

UNICEF Büro Berlin:
Kindliches Wohlbefinden in unsicheren Zeiten
Eine Studie des UNICEF-Forschungsinstituts Innocenti
Zusammenfassung der Ergebnisse und Empfehlungen an die deutsche Politik

Quelle: UNICEF, 14.05.2025, www.unicef.de